Die Ernährung des Hundes scheint heute eine Wissenschaft für sich. Unzählige Bücher und Artikel sind schon verfasst worden, viele Internetseiten beschäftigen sich mit dem Thema, in Diskussionsforen wird um nichts mehr gestritten wie um die artgerechte Fütterung unseres beliebtesten Haustieres. Die Deutschen geben im Jahr Millionen von Euros alleine für Futter und Zubehör ihrer Haustiere aus. Eine Vielzahl von Industriezweigen produzieren unzählige Sorten Fertigfutter. Für jeden Bedarf und Geldbeutel wird etwas angeboten. Der Verbraucher – in diesem Fall der Hundebesitzer – ist aber oft verwirrt und überfordert, will er doch für seinen Liebling nur das Beste und das Gesündeste. Das aber verspricht die Werbung aller Produkte. Dabei ist es eigentlich ganz einfach, führt man sich vor Augen, was der Hund auch heute noch ist: Ein Beutegreifer also ein Fleischfresser, d.h. auf wissenschaftlich ein Carnivore. Die logische Konsequenz daraus ist, dem Hund als Hauptnahrung in erster Linie und überwiegend Fleisch anzubieten. Die artgerechteste Form wäre das Verfüttern ganzer Beutetiere, so wie sie in der freien Natur von den Beutegreifern auch praktiziert wird. Ein ganzes Tier enthält alles, was ein Fleischfresser an Nährstoffen benötigt, über Muskelfleisch, Bindegewebe, Innereien, Knochen, Knorpel, Blut bis hin zu Ballaststoffen in Form von Fell, Haut oder Federn sowie einen Anteil an pflanzlichen Bestandteilen aus dem Mageninhalt der Beute. Diese Art der Fütterung (Prey genannt) wird von einigen Hundebesitzern tatsächlich praktiziert, aber ist im Regelfall nicht realistisch durchführbar, zum einen aus Mangel an den Quellen für ganze Schlachttiere zum anderen aus Rücksicht auf die Nachbarn, deren Entsetzen wohl groß wäre, wirft man ganze Kaninchen oder gar Lämmer in den Garten und der Hund macht sich darüber her! Welche Möglichkeiten haben wir also im Normalfall? Variante
1: Trockenfutter Hierzu
ein Beispiel: Zu Beachten ist auch, dass bei der Aufzucht von großen Hunderassen wie es auch der IW ist auf das sogenannte „Welpenfutter“ spätestens ab dem 4. Monat verzichtet und der Welpe auf „Erwachsenenfutter“ umgestellt werden sollte. Der Proteinanteil für Aufzuchtfutter liegt meistens höher als 24 %, was ein noch schnelleres Größenwachstum fördert und dadurch gesundheitliche Defizite (z.B.Gelenkschäden) nach sich ziehen kann. Daher bitte unbedingt an die Ratschläge und Empfehlungen des Züchters halten! Entscheiden Sie sich für die Fütterung mit einem industriell hergestellten Produkt, sollten Sie - außer es liegen wirkliche bestätigte Mangelerkrankungen vor - auch sparsam mit dem Zufüttern von Zusätzen umgehen. Fertigprodukte sind i.d.R. mit reichlich Nahrungsergänzungsmitteln und Mineralstoffen versehen und erfordert daher keine weiteren Supplemente. Gegen das Zufüttern von Milchprodukten wie Joghurt, Kefir, Buttermilch etc., Omega 3-6-Öle, frisches Obst/Gemüse und hin und wieder mal ein rohes Ei spricht natürlich nichts, wenn Ihr Hund es mag und verträgt. Zusammenfassung: Vorteile: · gute Lagerfähigkeit · lange Haltbarkeit · einfache Handhabung Nachteile: · durch den Herstellungsprozess gehen viele Vitamine und Spurenelemente verloren, die dann meistens durch künstliche Produkte wieder zugeführt werden · „Deklarations-Dschungel“ erschwert die Wahl des Produktes · Trockenfutter liegt im Verdacht, Magendrehungen zu begünstigen, da es nach dem Verzehr um ein Vielfaches aufquillt und den Magen sehr ausdehnt. Das ist allerdings – wie alle anderen möglichen angenommen Ursachen einer Torsion – nicht wissenschaftlich belegt sondern reine Spekulation. Ich wollte es nur erwähnen! Variante 2: Feuchtfutter („Dose“) Auch hier gilt Gleiches zu beachten wie beim Trockenfutter. Vorrangig sollte Fleisch enthalten und nach Sorten deklariert sein. Minderwertiges wie Lunge oder Bindegewebe sollten einen nur geringen Anteil ausmachen oder optimaler Weise ganz fehlen. Ebenso verzichten wir gerne auf „tierische Nebenerzeugnisse“. Erkennbar ist der reine Fleischanteil – falls nicht extra aufgeführt – auch am Proteinwert. Dieser sollte bei Dosenfutter zwischen 12 – 24 % liegen, je nachdem wie viel Obst, Gemüse und Getreide enthalten sind oder ob es sich um ein Vollfleischprodukt handelt. Auch der Feuchtigkeitsanteil sagt eine Menge über die Qualität der verwendeten Zutaten aus. Geht man davon aus, dass Fleisch je nach Sorte in etwa einen Feuchtigkeitsanteil von 70 - 80 % hat, sollte auch in der Dose nicht mehr enthalten sein. Liegt der Feuchtigkeitsangabe darüber, kann man davon ausgehen, dass Wasser oder Brühe hinzugefügt wurde oder der Gemüseanteil des Produktes recht hoch ist. Zusammenfassung:Vorteile: · gute Lagerfähigkeit · lange Haltbarkeit · einfache Handhabung · gute Alternative zur Rohfütterung, wenn zu einem qualitativ hochwertigen Produkt gegriffen wird Nachteile: · meistens teurer als Trockenfutter · sehr viel Verpackungsmüll Variante 3: Biologisch artgerechtes rohes Futter (B.A.R.F.) Es handelt sich hierbei um die individuelle Zusammensetzung des Futters aus rohen, frischen Zutaten durch den Besitzer, die sich am Aufbau eines Beutetieres orientiert. Durch weitere Komponenten und Zusätze wird das Futter möglichst genau dem Bedarf eines Fleischfressers angepasst. Hierbei gelten folgende Richtwerte bzw. Mengenangabe in Bezug auf das Körpergewicht pro Tagesration: · 2-4 % des KG eines erwachsenen Hundes mittlerer bzw. großer Rassen (eher 2 % falls der Hund zu dick ist, eher 4 % ist der Hund sehr schlank oder sehr aktiv) · 3 – 5 % des KG eines erwachsenen Hundes kleinerer Rassen, auch hier wieder dem Gewicht bzw. der Aktivität angepasst · Welpen erhalten 7 – 10 % ihres KG, hierbei unbedingt beachten, ob gerade ein Wachstumsschub oder eher eine Ruhephase vorliegt. Die Angaben sind auch nur Richtwerte, bitte immer auf die Körperform des Hundes achten, d.h. lassen sich die Rippen fühlen, hat der Hund noch eine Taille oder wirkt der Welpe eher pummelig und träge, ist der Kleine eher aktiv oder mehr der ruhigere Vertreter! 80 % aus tierischen Komponenten, davon · 50 % Muskelfleisch mit einem Fettanteil von 10 – 15 % · 20 % Pansen/ Blättermagen · 10 – 15 % Innereien (Leber, Milz, Nieren, Lunge) · 15 % rohe fleischige Knochen (1/2 Knochen, ½ Fleischanteil) · 75 % Gemüse (immer geraspelt/ püriert oder gedünstet wegen der besseren Verdaulichkeit) z.B. Möhren, Pastinaken, Steckrüben, Süßkartoffeln, Brokkoli, Zucchini, Kürbis, Kartoffeln (nur gekocht!), Salatgurken, grüner Salat · 25 % Obst (geraspelt oder püriert) z.B. Äpfel, Birnen, reife Bananen, Ananas, Melone, Beerenfrüchte Die Nahrungsmittel, die auf keinen Fall in einen Hundenapf gehören, finden Sie unter Weitere Komponenten: · Omega-3/6-Fettsäurelastige Ölen (z. B. Lachsöl, Leinöl, Hanföl) · frische Eier mit Schale (Vitamine) · Kräuter, Algen, Salz (Jod und andere Spurenelemente) · Nüssen / Samen (Vitamine, Spurenelemente) · Bierhefe (guter Vitamin B –Lieferant) · Lebertran (Vitamin A und D, Vorsicht: kann leicht überdosiert werden, daher nur füttern, wenn keine Leber auf dem Speiseplan steht) · Milchprodukte (z.B. Naturjoghurt, Quark, Hüttenkäse, Kefir, Buttermilch) Bei der Rohfütterung zu beachten: · Möglichst verschiedene Öle sollten täglich im Wechsel gegeben werden, um eine optimale Versorgung mit Omega 3 und 6 Fettsäuren zu gewährleisten. · Werden ausreichend Innereien gefüttert, sollte mit Lebertran eher vorsichtig umgegangen werden, da der Bedarf an Vitamin A und D über das Fleisch schon genügend gedeckt wird. Diese Vitamine sind fettlöslich und werden bei Überversorgung nicht ausgeschieden sondern in den Organen gespeichert. · Kräuter und Algen dienen zur Versorgung mit Jod und anderen Spurenelementen. Die Gabe von Heilkräutern sollte allerdings nur im Bedarfsfall erfolgen und Algen immer nur in sehr kleinen Mengen oder kurweise gefüttert werden, um eine Überversorgung mit Jod und Schädigung der Schilddrüse auszuschließen. Wird regelmäßig Seefisch gefüttert, können Algen ganz weggelassen werden. Hin und wieder eine Prise Meersalz ist ebenfalls wichtig, um den Bedarf an Natrium zu decken. · Schlund oder Kehlkopf sollten weitestgehend vermieden bzw. eher selten verfüttert werden, da nie ausgeschlossen werden kann, dass noch Reste vom Schilddrüsengewebe vorhanden ist. Durch die darin enthaltenen Hormone könnten bei Tieren mit Schilddrüsenproblemen Gesundheitsschäden auftreten. Hin und wieder mal Schlundfleisch oder ein Kehlkopf zum Knabbern auf dem Speiseplan ist für einen gesunden Hund aber sicherlich unbedenklich. · Es kommt nicht darauf an, dass möglichst viele verschiedene Tierarten gefüttert werden, sondern dass von einigen wenigen Tieren möglichst viele verschiedene Teile auf dem Speiseplan stehen, z.B. vom Rind Muskelfleisch, Herz, Innereien, Fett, Knochen, Knorpel und Bindegewebe. Exotische teure Fleischsorten wie Elch, Strauß, Wild oder auch Pferd sollte man gar nicht auf den täglichen Speiseplan setzen, damit man im Falle von eventuellen Unverträglichkeiten Ausweichmöglichkeiten hat.
Grundsätzlich kann ganz auf die Fütterung von Getreide verzichtet werden. Es spricht aber auch absolut nichts gegen eine gelegentliche Fütterung von Getreide, wenn es der Hund verträgt bzw. der Gesundheitszustand des Tieres es zulässt (Allergien, Arthrosen). Hierbei sollten aber möglichst glutenfreie Getreidesorten wie Reis, Hirse oder Hafer (von Natur aus glutenfrei, wird aber bei der Verarbeitung in den Mühlen oft „verunreinigt“) bevorzugt werden. Auch Amaranth, Buchweizen oder Quinoa dürfen gelegentlich auf den Speiseplan. Getreide sollte aber immer gekocht bzw. als Flocken gequollen verfüttert werden, da es sonst nicht gut verdaut werden kann. Auch Nudeln hin und wieder mal im Napf sind sehr beliebt. Zusammenfassung:Vorteile: · keine Konservierungsstoffe und andere künstliche Zusätze · Vitamine und Nährstoffe werden weitestgehend erhalten · weniger Zahnstein · kein übler Körper- oder Mundgeruch · weniger Parasiten · stärkeres Immunsystem · kleinere Kotmengen · Risiko der Magendrehung wird geringer · Zusammensetzung kann individuell angepasst werden (wichtig bei kranken Hunden) · Inhaltsstoffe und Zusammensetzung sind bekannt ("man weiß genau, was drin ist") Nachteile: · Zubereitung etwas umständlicher und zeitaufwändiger als Fertigfutter · Lagermöglichkeiten schwieriger (Kühltruhe erforderlich) · erfordert mehr Organisation im Urlaub · frische Zutaten sind i.d.R. etwas teurer als Fertigfutter |
Weiterführende
Literatur:
|